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Der Weg zu mehr Agilität ist jedoch nicht einfach und kurzfristig zu bewältigen. Um das agile Mindset zu übernehmen, müsst ihr zunächst alte Denkmuster und tief verankerte Strukturen verändern, was ich euch im Folgenden genauer erklären möchte.

Herausforderungen bei der Einführung von Agilität

Die erste große Herausforderung mit der ihr bei der Einführung von Agilität konfrontiert werdet, ist die Umstellung der besagten alten Denkweise. Das ist bereits die erste Hürde, die ihr nehmen müsst, denn diese Strukturen haben sich zum Teil über Jahre in einem Unternehmen etabliert und in den Köpfen der Mitarbeiter verankert. Wenn ihr also in den letzten 20 Jahren klassisches Projektmanagement in der Softwareentwicklung betrieben habt, führt dies beim Wechsel zu agilen Vorgehensweisen oft zu einem Konflikt. Dieser Konflikt mündet meistens darin, dass der Wechsel vom Anspruch des Designs vollständiger, marktreifer Produkte hin zu einem „minimalen“ Produkt, das sukzessive mit dem Kunden weiterentwickelt wird, nicht stattfindet.

Das Mindset der Agilität muss allerdings überall im Unternehmen angenommen werden. Kurzfristig agil zu handeln ist also nicht ausreichend und wird dauerhaft nicht zu mehr Effektivität führen. Ihr müsst dem Drang widerstehen, in alte und zum Teil bewährte Denkmuster zurückzufallen. Macht euch bewusst, dass nur ein agiles Denkmuster, das Werte wie Commitment, Fokus, Offenheit, Respekt und Mut beinhaltet, auch zu einem agilen Verhalten führt.

Eine weitere, nicht zu unterschätzende, Herausforderung ist die bestehende Organisation in dem Unternehmen. Das Ziel in agilen Vorgehensmodellen und vor allem in „Scrum“ besteht darin, eigenständige Teams zu haben, die Inkremente der Software erstellen können. Auf diese Art soll in einzelnen kurzen Sprints möglichst ein neues, für sich funktionierendes Inkrement entstehen, das ihr im Anschluss im besten Fall direkt an eure Kunden ausliefern könnt. An dieser Stelle solltet ihr euch immer vor Augen halten, dass ein agiles Prinzip besagt: „Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß.“ Dafür müsst ihr in der Regel aber Freigabe- und Deployment-Prozesse verschlanken. Ihr erzwingt am besten in jeden Sprint eine Priorisierung der Anforderungen und der jeweiligen Tasks. Damit könnt ihr versuchen, das Risiko einer falschen Planung auf die Sprintdauer zu minimieren und möglichst die Dinge umzusetzen, die für euch den größten „Business Value“ haben.

Wenn die Infrastruktur aber so aufgebaut ist, dass die Teams in separate Bereiche aufgeteilt sind wie Client-Anwendungen und Backend, führt das zwangsweise zu Schwierigkeiten. Ihr könnt auf diese Weise nämlich nur in Abstimmungen über die Teams hinweg mit der Planung von Release-Terminen, neuen Inkrementen oder ganzen Softwarepaketen an eure Kunden ausliefern. Dieses Problem wird durch die Schwerfälligkeit großer monolithischer Backendsysteme − wie es sie beispielsweise in der Versicherungsbranche gibt − noch verstärkt. Diese Systeme verhindern oft ein schnelles Vorankommen der einzelnen Client-Anwendungen, da sie immer auf die Umsetzung verschiedener Backend-Services angewiesen sind.

Macht euch bewusst, dass der zentrale Punkt für die Einführung von Agilität die Schaffung von eigenständigen übergreifenden Teams ist, die in der Lage sind, ein Inkrement zu schaffen und an den Kunden auszuliefern.

Fazit

Die Einführung von agilen Vorgehensweisen ist nicht einfach und stellt für viele Unternehmens- und Projektleiter eine Herausforderung dar. Wenn ihr es mit Hilfe des Managements aber schafft, die Denkweise im Unternehmen umzustellen und die agilen Werte in eigenständigen Teams zu etablieren, ist bereits viel gewonnen.

Ist die Umstellung auf ein agiles Vorgehensmodell auch in eurem Unternehmen gelungen oder habt ihr Fragen zu meinem Beitrag? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Bild Tobias Lentz

Autor Tobias Lentz

Tobias Lentz ist IT-Consultant bei der adesso AG und berät aktuell die Allianz in dem Ausbau des Kundenportals Meine Allianz. Er ist dort in den Rollen des Product Owners und Requirements Engineers tätig.

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