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Es gibt Reiseziele, die nicht nur mit ihrer atemberaubenden Natur und kulturellen Vielfalt beeindrucken, sondern auch mit ihrem Engagement für den Klimaschutz. Eines dieser Ziele ist Costa Rica, ein kleines Land in Mittelamerika, das weltweit als Vorreiter für Klimaneutralität gilt. In diesem Blog-Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die beeindruckenden Maßnahmen, die Costa Rica ergriffen hat, um klimaneutral zu werden. Außerdem gehen wir der Frage nach, ob Deutschland von Costa Rica lernen kann, um seine eigenen Klimaziele zu erreichen.

Costa Ricas ehrgeizige Klimaziele

Costa Rica hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein, das bedeutet, keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr zu produzieren. Bereits in den letzten Jahrzehnten hat das Land beachtliche Fortschritte gemacht und sich als Vorreiter für Umweltschutz und Nachhaltigkeit etabliert. Damit erreicht Costa Rica den ersten Platz auf dem Sustainable Development Index (SDI). Dieser Index soll als Weiterentwicklung des Human Development Index (HDI) nicht nur Bewertungen des Einkommens, der Lebenserwartung und der Bildungsjahre einfließen lassen, sondern auch den materiellen Fußabdruck des Landes und die Treibhausgasemissionen. Den ersten Platz hat sich Costa Rica durch folgende Maßnahmen gesichert:

  • Erneuerbare Energien: Schon heute stammen 99,6 Prozent des Stroms in Costa Rica aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei fokussiert sich Costa Rica stark auf Wasserkraft (78 Prozent) und nutzt weitere Energiequellen wie Wind, Sonne und Biomasse, um seinen Energiebedarf zu decken.
  • Waldschutz und Aufforstung: Costa Rica ist für seine grünen Wälder und Naturschutzgebiete bekannt und hat umfassende Maßnahmen zum Waldschutz und zur Aufforstung ergriffen. Das Land hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine Waldabdeckung von 60 Prozent seines Territoriums zu erreichen, und betreibt aktiven Waldschutz sowie Aufforstungsprogramme, um verlorenen Wald wiederherzustellen.
  • Nachhaltiger Tourismus: Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für Costa Rica und das Land hat sich darauf konzentriert, den Tourismus nachhaltig zu gestalten. Es gibt viele nachhaltige Tourismusinitiativen und Zertifizierungen, die Umwelt- und Sozialstandards für die Tourismusbranche fördern. Schon heute kann kohlenstoffneutraler Tourismus praktiziert werden.
  • Umweltschutz und Biodiversität: Costa Rica ist bekannt für seine außergewöhnliche Biodiversität und hat umfassende Maßnahmen zum Umweltschutz ergriffen. Es gibt zahlreiche Nationalparks, Schutzgebiete und Reservate, die das einzigartige Ökosystem des Landes bewahren und gefährdete Arten schützen. Costa Rica hat auch Gesetze und Programme implementiert, um den Einsatz von Pestiziden und Chemikalien in der Landwirtschaft zu reduzieren und den Schutz von Flüssen und Gewässern zu gewährleisten. Insgesamt sind rund 26 Prozent der Landfläche von Costa Rica als Schutzgebiete ausgewiesen.

Deutschland und Costa Rica im Vergleich

In den letzten 20 Jahren haben beide Länder unterschiedliche Wege bei der Entwicklung regenerativer Energien eingeschlagen.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Energieversorgung bis 2050 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, und hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung hat sich seit dem Jahr 2000 von 6,2 Prozent auf rund 43 Prozent im Jahr 2020 erhöht. Deutschland hat in diesem Zeitraum vor allem in den Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik investiert, aber auch in den Ausbau der Wasserkraft, Biomasse und Geothermie.

Costa Rica hingegen will vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen und hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Das Land ist bereits heute führend bei der Nutzung von Wasserkraft und setzt zunehmend auf Solarenergie und Geothermie. Costa Rica deckte 2019 bereits rund 99 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen und ist damit weltweit Vorreiter in diesem Bereich.

Kann Deutschland als eine der führenden Industrienationen Europas von Costa Rica lernen? Deutschland hat sich ebenfalls ambitionierte Ziele im Bereich Klimaneutralität gesetzt. Allerdings ist der Fortschritt eher mäßig. Im Jahr 2022 trugen die erneuerbaren Energien nur zu 46,3 Prozent zur Stromerzeugung bei. Im SDI-Ranking liegt Deutschland insgesamt auf Platz 140.

Worauf bei einem Vergleich zu achten ist

Beide Länder sind sehr unterschiedlich und das Vorgehen von Costa Rica zur Klimaneutralität ist nicht unbedingt 1 : 1 auf Deutschland übertragbar. Neben Ressourcen, Geographien und anderen Herausforderungen sind besonders die folgenden Punkte zu beachten:

  • Größe und Bevölkerung: Deutschland ist im Vergleich zu Costa Rica ein viel größeres Land mit einer deutlich höheren Bevölkerungszahl. Dies wirkt sich auf die Skalierbarkeit und Umsetzbarkeit von Maßnahmen aus. Lösungen, die in Costa Rica erfolgreich umgesetzt wurden, müssen möglicherweise an die größeren Maßstäbe und Herausforderungen in Deutschland angepasst werden.
  • Wirtschaftssektoren: Die Wirtschaftssektoren in Costa Rica und Deutschland unterscheiden sich erheblich. Während Costa Rica stark von Tourismus und Landwirtschaft abhängig ist, hat Deutschland eine breitere industrielle Basis mit einem größeren Anteil an produzierendem Gewerbe und Dienstleistungen. Dies kann unterschiedliche Ansätze und Maßnahmen zur Erreichung von Klimaneutralität erfordern.
  • Energieerzeugung: Costa Rica hat seine Energieerzeugung hauptsächlich auf Wasserkraft ausgerichtet, während Deutschland einen vielfältigeren Energiemix mit einem größeren Anteil an erneuerbaren Energien sowie fossilen und nuklearen Energieträgern hat. Die Herausforderungen und Chancen im Bereich der Energieerzeugung können daher in beiden Ländern unterschiedlich sein.
  • Industrie und Verkehr: Deutschland hat eine große Industrie- und Automobilindustrie, während Costa Rica in diesen Bereichen weniger entwickelt ist. Bei Maßnahmen zur Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr müssen daher unterschiedliche Ansätze und Technologien berücksichtigt werden, die spezifisch für die jeweiligen Länder sind.
  • Gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen: Die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Costa Rica und Deutschland sind ebenfalls unterschiedlich. Politische Prioritäten, rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Ressourcen und kulturelle Faktoren können die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen beeinflussen und müssen in jedem Land separat betrachtet werden.

Daher ist es besonders wichtig, die Lösungen an die spezifischen Bedingungen und Herausforderungen Deutschlands anzupassen.

Fazit

Es ist wichtig zu beachten, dass kein Land perfekt ist und auch Costa Rica mit Herausforderungen und Verbesserungspotenzialen konfrontiert ist. Emissionen aus Verkehr, Landnutzung und Wasserkraft sind Herausforderungen für Costa Rica im Bereich Klimaschutz. Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, trägt zur Entwaldung und Landdegradation bei, obwohl es viele geschützte Gebiete gibt. Wasserkraft hat negative Umweltauswirkungen wie Flussunterbrechungen und Veränderungen von Ökosystemen, während steigender Tourismus und Konsum den Ressourcenverbrauch und die Abfallwirtschaft belasten, was nachhaltige Lösungen erfordert.

Dennoch hat sich Costa Rica als Vorreiter für Klimaneutralität etabliert und beeindruckende Maßnahmen ergriffen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Deutschland kann von den Erfahrungen und Maßnahmen Costa Ricas lernen, um seine eigenen Ziele im Bereich Klimaneutralität zu erreichen. Der verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien, der Schutz von Wäldern und von Biodiversität, die Förderung von nachhaltigem Tourismus und der Einsatz von Umweltschutzmaßnahmen sind einige der wichtigen Lektionen, die Deutschland von Costa Rica lernen kann, um seinen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.

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Autor Maximilian Hammes

Maximilian Hammes ist Consultant in der Line of Business Utilities bei adesso mit den Schwerpunkten Data Analytics und Prozessmanagement. Als Projektleiter und Requirements Engineer unterstützt er Kunden bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten.

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Autor Stephen Lorenzen

Stephen Lorenzen ist Managing Consultant bei adesso und seit fast fünf Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Er versteht sich als pragmatischer und interdisziplinärer Allround-Berater mit mehrjähriger Berufserfahrung in den Bereichen Innovationsmanagement, Requirements Engineering sowie klassischem und agilem Projektmanagement.

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Autor Jonas Schnorrenberg

Jonas Schnorrenberg ist Maschinenbauingenieur und arbeitet bei adesso als Consultant im Bereich Utilities mit Fokus auf der Beratung von Unternehmen in der Energiewirtschaft. Sein Schwerpunkt lag in den vergangenen Jahren auf der Leitung von Projekten im Bereich der Energie- und Kraftwerkstechnik. Nach seinem abgeschlossenen Master in Maschinenbau bildet er sich nun nebenberuflich im Rahmen eines Masters in Business Administration weiter.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Energiewirtschaft

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