Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Ein Ausblick auf den jungen Neukunden in fünf bis zehn Jahren und dessen Anforderungen an den Versicherer

Bereits in meinem vorangegangenen Blog-Artikel habe ich beschrieben, wie die Persona eines Neukunden in fünf bis zehn Jahren aussehen kann. Daraus lassen sich bereits heute Anforderungen von Kundinnen und Kunden an die Versicherung ableiten. Die Generation Alpha beschreibt alle zwischen 2010 und 2025 geborenen Kinder. Dies wird die erste Generation sein, die komplett im 21. Jahrhundert aufwächst und sich in einer Welt bewegt, die zunehmend unbeständig ist.

Die Generation Alpha ist digital aufgestellt

Der Unterschied zwischen den vorangegangenen Generationen und der Generation Alpha ist, dass diese bereits im Kleinkindalter digitale Produkte wie selbstverständlich nutzt. Verschiedenste Studien (etwa ViacomCBS Global, Institut für Generationenforschung) haben gezeigt: Je selbstverständlicher digitale Produkte genutzt werden, desto mehr (personenbezogene) Daten werden preisgegeben. Dies lässt sich bereits heute anhand von Google messen. Mithilfe der Google-Dienste kann ich mich einfach bei vielen Apps oder Websites anmelden. Daraus können Versicherer bereits erste Ansätze für Ihre Customer Journey ableiten.

Durch diese beschriebene Selbstverständlichkeit wird die Generation Alpha vermutlich eine Generation von Technikgetriebenen sein. Bereits heute verbringt die Generation Alpha weltweit schon circa 15 Stunden pro Woche mit digitalen Geräten. Dies ist deutlich mehr als die Generationen zuvor.

Hierzu hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie beigetragen, da durch den digitalen Unterricht im Homeschooling und das eigenständige Lernen die Nutzung des Internets zugenommen hat. Es ist jedoch deutlich zu erkennen, dass Schülerinnen und Schüler das Internet erst auf der weiterführenden Schule intensiver nutzen.

Außerhalb der Schule nutzen Schülerinnen und Schüler der Generation Alpha das Internet heute vorwiegend als Quelle für Informationen. Ein Drittel der Jugendlichen gibt in der KMI-Studie an, im Internet nach Dingen zu recherchieren, die Sie kaufen möchten. Fast 50 Prozent dieser Jugendlichen suchen im Netz ebenfalls nach Infos für Hausaufgaben beziehungsweise die Schule.

Durch diese schulische Prägung ist es sinnvoll, als Versicherer bereits heute ein Augenmerk auf neue technische Lösungen zu setzen. In Ländern wie Schweden ist das bargeldlose Bezahlen mit Kreditkarte oder per App bereits Standard. Im Restaurant wird das Essen per App bestellt und automatisch bezahlt. Hier sind alle Auswahlmöglichkeiten übersichtlich und einfach in einem System auffindbar.

Dies ist keinesfalls eine neue Idee im Versicherungsbereich. Hier sind Makler – beispielsweise Clark – Vorreiter.

Kommunikation und Kontakt zur Generation Alpha

In der Kommunikation nutzt die Generation Alpha bereits heute das Smartphone vordergründig zum Nachrichtenaustausch mit Freundinnen und Freunden über den gesamten Tag hinweg. Ein Fax mit einer Schadenmeldung zu senden, kommt daher vermutlich nur wenigen in den Sinn. Hier sollte ein digitaler Kontakt über verschiedene Kanäle auch vom Versicherer ausgebaut werden.

Nicht nur die Kommunikation findet über digitale Kanäle statt, sondern auch die Informationssuche.

Auf TikTok erhalten User in kurzen Videosequenzen die gewünschten Informationen kurz und bündig zusammengefasst. „Versicherungen mit Kopf“ erklärt bereits heute anschaulich auf Instagram und YouTube, welche Absicherung warum und/oder für welchen Fall sinnvoll ist.

Die CosmosDirekt hat beispielsweise auf TikTok mit einer Branded Hashtag Challenge die Haftpflichtversicherung beworben. Bei der #CosmicFail Challenge wurde die Community dazu aufgerufen, ihre „besten“ Fails zu teilen.

Das Ergebnis von 1,1 Millionen Views und 230.000 Beiträgen lässt sich als Erfolg bezeichnen. Hierbei ist davon auszugehen, dass dieses Ergebnis in einigen Jahren höher sein wird, da einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Generation noch nicht geboren wurden.

Welche Herausforderungen diese Generation mitbringt

Frühere Generationen mussten nicht über den digitalen Fußabdruck nachdenken, den Eltern von ihren Kindern hinterlassen, während diese noch minderjährig sind. Jedes Bild und jedes Wort, das online über ein Kind gepostet wird, wird ein Teil seines Online-Portfolios sein. Während sich die Generation X um ihre permanente Akte sorgte, muss sich die Generation Alpha vielleicht um Instagram und sogar um die alte Facebook-Seite ihrer Eltern Sorgen machen.

Dadurch wird die Nachfrage nach der digitalen Nachlassverwaltung steigen und das Löschen der Konten ohne vorherige Regelung zur Herausforderung. Warum sollte man dies als Versicherer nicht bei einer Sterbegeld- oder Risikolebensversicherung nutzen. Die Nachkommen und Erben sind sich so nicht nur sicher, dass für das Aufkommen der Bestattungskosten gesorgt ist, sondern auch für das Verwalten des digitalen Nachlasses.

Auch außerhalb des World Wide Web stehen den Mitgliedern der Generation viele Möglichkeiten offen: Von Lieblingssportarten über die Berufswahl bis hin zur Art und Weise, wie sie Informationen erhalten, hat die jüngste Generation mehr Optionen als je zuvor. Versicherer müssen sich entsprechend positionieren, ohne dass die Angebotsvielfalt zur Überforderung führt. Das bedeutet, dass die Unternehmen schon heute über die verschiedenen Plattformen für Kinder präsent sind. So kann ein Versicherer mit einem kurzen vorgeschalteten Clip auf YouTube Präsenz zeigen und unbewusst Kinder auf die Marke aufmerksam machen. Das gesponserte Fußball- oder Tenniscamp wird meist von Eltern und Kindern gleichermaßen nicht als Werbung wahrgenommen.

Die Generation Alpha wird außerhalb des Internets immer stärker mit Umweltkatastrophen konfrontiert, was die Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus stellt. Bereits in diesem Jahr haben wir dies an der Hochwasserkatastrophe beispielsweise im Ahrtal sehen können. Das dies nicht spurlos an den nachfolgenden Generationen vorbeigeht, sieht man heute bereits an der Fridays-for-Future-Bewegung, die durch ihre Aktivitäten den Klimawandel nicht nur gesellschaftlich, sondern auch politisch mehr in den Fokus rückt. Das werden zukünftige Generationen auch bei der Wahl ihrer Produkte berücksichtigen.

In diesem Kontext haben erste Umfragen gezeigt, dass die Sharing Economy immer größer wird, was neben der Nachhaltigkeit auch die Anforderung der Flexibilität unterstreicht. Für diese Anforderung der Generation Alpha gilt es Absicherungskonzepte zu finden.

Die Generation Alpha kann zwar heute noch nicht eigenständig Verträge abschließen, ihre Eltern jedoch schon. Hier können – neben den Produkten wie Haftpflicht-, Hausrat- und Kfz-Versicherungen – auch Produkte oder zusätzliche Leistungen für Kinder angeboten werden. Da die Eltern aus der Generation der Millennials oder Generation X stammen, fehlt Ihnen häufig die Technikaffinität oder das Selbstverständnis für den Umgang mit der Technik. Mit einem Infoabend – beispielsweise zu Social Media und dem anschließenden Verweis auf den Baustein Internetschutz in der privaten Haftpflicht oder Hausrat – kann bereits heute die Elterngeneration abgeholt und der Vertrieb angekurbelt werden.

Ausblick

Nach den Einblicken in die Persona und die Anforderungen der Generation Alpha gebe ich in meinem kommenden Blog-Beitrag einen Einblick in eine mögliche Customer Journey. Dabei spielen neben den einzelnen Phasen auch die Anforderungen und Ansprüche der Generation Alpha eine Rolle.

Bild Barbara  Häuser

Autorin Barbara Häuser

Barbara Häuser ist bei adesso Consultant in der Line of Business Insurance mit dem Schwerpunkt Customer Experience im Versicherungsvertrieb bei adesso am Standort Köln.

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